Erich Rhein, Studienassessor für das künstlerische Lehramt, Berlin veröffentlicht in der Juli Ausgabe von 1930 der Zeitschrift „Gebrauchsgrafik“ einen Artikel mit dem Titel „Primaner kritisieren und entwerfen Plakate“.

„Von allen Lehrfächern der höheren Schulen hat der Zeichen- und Kunstunterricht die radikalste Reform erlebt. Aus einem technischen Fach ist ein künstlerisches geworden. Der neue Kunstlehrer appelliert an die schöpferischen Kräfte im Kinde und Jugendlichen, gibt ihnen Betätigungsmöglichkeiten auf den verschiedensten Gebieten freier und angewandter Kunst und versucht sie durch individuelle Führung weiterzuentwickeln. Der Weg zur Verfeinerung der optischen Empfindung und zum künstlerischen Urteil kann nur der praktische Versuch und die anschließende Kritik sein.

Meine Unterprimaner malten Kostümfestplakate in Leimfarbe, nachdem sie sich im Unterrichtsgespräch die wesentlichsten Forderungen farbiger Werbekunst erarbeitet hatten. Da nun aber einmal die Anschauung das Fundament aller Erkenntnis ist, besorgte ich mir von Zuntz, Café Vaterland, Ullstein usw. an Plakaten, was mir nur irgendwie instruktiv erschien, und tapezierte damit den ganzen Zeichensaal aus. An diesen Beispielen hatten meine Schüler zu prüfen, inwieweit die von ihnen aufgestellten Plakatforderungen erfüllt waren und wo Unstimmigkeiten (ästhetisch-formale und werbepsychologische) empfunden wurden.

Bei negativen Urteilen mußten Besserungsvorschläge gemacht werden, die dann wiederum zur Diskussion standen. Die angeregte Debatte beschränkte ich auf eine knappe Stunde, dann wurde die Gestaltungsaufgabe erneut in Angriff genommen. Aber nach Beendigung der Leimfarbenplakate wollte ich noch einmal feststellen, inwieweit die Schüler durch eigene Versuche zu einem eigenen Urteil gekommen waren.

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