Bo Bergström (Bo Bergström: Titta, Carlssons Bokförlag, Stockholm 2004, S.58ff; ders. Bild & Budskap, Stockholm 2001, S. 95ff) teilt Bilder nach dem Grad ihrer Inszenierung in drei Kategorien ein: Sach-, Prosa- und Poesiebilder.
auf Englisch: Bo Bergström: Essentials of Visual Communication (2009). als e-book (https://www.bokus.com/bok/9789198415209/the-classic-essentials-of-visual-communicationn/) für SEK 176
– Tatsachenbilder beschreiben etwas, sie sind wenn überhaupt nur minimal arrangiert.
Siehe dazu: die Inszenierung oder Fälschung (?) von journalistischen Bildern, digitale Fotografie im Journalismus, Beispiel für eine Manipulation,
– Prosabilder erzählen – ob dramatisch oder undramatisch – etwas. Man sieht ihnen ein gewisses Maß an Gestaltung und Arrangement an.
– Poesiebilder bringen einen Ton zum klingen, sie sind persönlich und lyrisch mit deutlich sichtbarem Arrangement.
Sachbilder
Bilder, die nicht arrangiert werden, können wir Sachbilder nennen: (Tat)Sachenbilder.
Diese finden wir etwa bei Aufnahmen mit einer Wärmekamera, um ein Wärmeloch in einer Hausfassade zu finden, oder bei Röntgenaufnahmen, die von einem Beinbruch gemacht werden.
Wir finden sie in Gebrauchsanweisungen, Lehrbüchern, Lexika, auf Verpackungen und in Verkaufskatalogen.
Am Rande lassen sich vielleicht auch Schnappschüsse dazu rechnen, Fotografien, die den Augenblick im Vergehen einfangen. Der Fotograf arbeitet hier mit dem Zufall ohne Regie.
Prosabilder
Bilder, die eine Geschichte etwa in einer Bildreportage in einer Zeitung oder Zeitschrift oder in einer Werbeanzeigeerzählen, nennt Bergström Prosabilder. Die Erzählung kann ohne Schnörkel und rational, reflektierend oder emotional, dramatisch oder undramatisch sein. Wir erkennen die Persönlichkeit des Fotografen und ein vorsichtiges Arrangement, aber die Geschichte steht eindeutig im Vordergrund.
Bei erzählenden Bildern fragen wir, was war vor dem Augenblick des Bildes und wie wird es weitergehen.
Dramatische Bilder erzeugen bei uns Gefühle von Unterlegenheit, Überlegenheit, Konflikt und Kampf. Sie enthalten oft etwas unerwartetes, das durch extreme Nahaufnahme, überraschende Perspektive, fallende Winkel und Unschärfe erzeugt wird.
Undramatische Bilder vermitteln uns Gefühle wie Freude, Hoffnung und Wehmut. Sie enthalten oft etwas Erwartetes und Bekanntes mit neutralem Abstand vom Motiv, normaler Perspektive, natürlicher horizontaler Ausrichtung und richtiger Schärfe.
Poesiebilder
Bilder, denen wir das Arrangement und die Regie des Fotografen deutlich anmerken, nennt Boström Poesiebilder. Sie sind persönlich und manchmal stellen sie nicht einmal etwas dar. Außerdem sind sie oft lyrisch und schaffen tief gehende Stimmungen. Der künstlerische Anspruch und vor allem das Arrangement bzw. die durchdachte Komposition sind deutlich sichtbar bei diesen Kunstbildern, die wir vor allem auf Buchumschlägen, Hintergrundbildern etwa von Webseiten oder auch bei Postern finden.
Bilder sprechen
In der Sprache verwenden wir verschiedene Begriffe, um auszudrücken, wie wir selber zu einer Äußerung stehen: ich hoffe, ich glaube, ich meine, ich bin der Überzeugung, ich denke, ich bin der Ansicht, ich vermute, ….
Übungen
Ordnen Sie die Bilder aus Zeitschriften den drei Kategorien (Sach-, Prosa- und Poesiebilder) zu. Begründen Sie die Zuordnung und nennen Sie den Verwendungszusammenhang, aus dem die Bilder stammen. (Beispiele >>>)
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der prozentualen Verteilung der einzelnen Kateorien und den Themen/Zielgruppen der einzelnen Zeitschriften?
Verwenden Sie spielerisch die einzelnen Kategorien „falsch“, also Poesibilder zur Illustration politischer Nachrichten, Tatsachenbilder in Werbung &c.
Nur selten sind Bilder eindeutig einer der drei Kategorien zuzuordnen. Schreiben Sie die drei Begriffe an die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks und platzieren Sie Bilder eines Genres/ eines Themas in Relation zu diesen Begriffen. Versuchen Sie das an Beispielen von Titelbildern von Zeitungen zum gleichen Thema. >>>>
Ordnen Sie Ihre Bilder auf einer Linie von wenig bis hochgradig inszeniert. Arbeiten Sie anschließend die Kriterien heraus, nach denen Sie diese Ordnung erstellt haben.
Wie wird in den jeweiligen formalen Gestaltungsmitteln (Farbe, Licht, Kamerastandpunkt, Schärfe-Unschärfe, Arrangement des Motivs …) der Grad der Inszenierung sichtbar?
erste Veröffentlichung 1. 10. 2006
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