Kinder, auch junge Kinder unter 6, begegnen im Alltag einer Fülle von Bildern „drinnen“ auf Lebensmittelverpackungen, Werbebeilagen von Zeitungen, in Bilderbüchern, im Fernsehen, beim Computerspielen, beim Gebrauch von Smartphones und Tablets, „draußen“ im Supermarkt, auf Plakaten, Schildern, Schaufenstern. Vieles wird durch Graphiken, Tabellen, Karten visualisiert. Diese vielfältigen und heterogenen visuellen Botschaften gilt es zu verstehen, um an Gesellschaft und Kultur teilhaben zu können – eine Kompetenz, die Kinder erst entwickeln müssen.
Bisher findet Forschung zur Visual Literacy, zu Bildkompetenz und Bildverstehen bei Kindern unter 6 in ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen und in unterschiedlichen Forschungsdomänen statt, ein Austausch zwischen den einzelnen Disziplinen bleibt vielfach ein Desiderat. Kunstpädagogik hat sich um die Bildrezeption von Kindern unter 6 bisher kaum gekümmert, überhaupt ist der kunstpädagogische Fachdiskurs, der diese Altersgruppein den Blick nimmt in der deutschsprachigen Kunstpädagogik, aber auch international überschaubar. Kunstpädagog_innen arbeiten eher selten in Kindertagesstätten, die Arbeit mit Bildern findet dort vorwiegend von Allrounder_innen wie den Kindheitspädagog_innen statt.
Wie können nun Lernumgebungen geschaffen werden, in der Kinder ihre rezeptiven Bildkompetenzen erweitern und entfalten können? Auf welche bezugswissenschaftlichen Erkenntnisse beispielsweise zur Bildwahrnehmung aus der Entwicklungspsychologie und den Neurwissenschaften können Kunstpädagog_innen wie Kindheitspädagog_innen zurückgreifen, wenn sie Kinder im Kindergartenalter im Umgang mit und in der Aneignung von Bildwelten unterstützen wollen. Auf welche didaktischen Konzepte können Pädagog_innen zurückgreifen?