Bilder helfen bei der Erziehung. Schon aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit kennen wir memento mori Bilder, Totentänze und ähnliches. Für diese Bildsorte hat sich der Name Mahnbilder eingebürgert. Mahnbilder wurden von Druckereien und später Bilderfabriken für den Massenvertrieb hergestellt. Die früher gängigen Techniken – Holzschnitt, Tiefdruck, Holzstich, Lithographie, Öldruck &c. – wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts vom Offsetdruck abgelöst.In vielen dieser Bilder wurde die Strategie verfolgt, die gute Seite der schlechten gegenüberzustellen. Wie wir das etwa in einer Variante des Themas „Zwei Wege“ sehen.

Fridolin Leiber, Die zwei Wege, Chromolith, um 1890.
(aus Brückner, W. (1974). Elfenreigen Hochzeitstraum. Köln – Farbtafel 8)

Motivationsposter

In Postergalerien im Internet finden sich heute unter der Rubrik „Motivationsbilder“ viele ähnliche Beispiele. Offensichtlich haben sie eine ähnliche Funktion wie das obige „Zwei-Wege-Bild“. Betrachter und Betrachterin sollen mit ihrer Hilfe zu einem Verhalten motivieren werden, das zum Erfolg führt. Allerdings gibt es keine negativen Beispiele.

Tipp:Die Suchen"demotivationsposter" gibt lustige Ergebnisse.

Überlegen Sie, warum heute auf das negative Pendant verzichtet wird. Beschreiben Sie, was sich in den letzten 100 Jahren verändert hat und welchen Einfluss dies auf die Motivwahl hat.

Untersuchungen zu einem dieser Bildern

Versuchen Sie sich zu erinnern: Woher kennen Sie diese Bilder?
Wer verwendet sie?
Wo hängen sie?

Wählen Sie ein Bild aus. Benennen Sie kurz, warum Sie es ausgesucht haben.
Untersuchen Sie es genauer hinsichtlich „Symbolgehalt“ des Motivs, Darstellung des Motivs, Verwendung bildnerischer Mittel. (Hilfreich ist hier der Austauschtest.)
Wie beeinflussen Titel und Motive die Interpretation der Bilder. (Bilder sind Prädikate!)
Welche Rolle spielt die Größe und der Ort der Poster bei der Interpretation?
Warum werden Motivationsbilder selten als Sticker angeboten?
Mit welchen anderen Mitteln (keine Bilder!) lässt sich das Problem „Motivation“ auch lösen?
Warum werden Bilder verwendet?
An welche Zielgruppe wendet sich das von Ihnen gewählte Bild?
Präsentieren Sie die Ergebnisse Ihrer Untersuchung auf einem Poster.

praktische Übungen / Aufgaben

Die folgende Übung geht davon aus, dass die modernen Motivationsbilder in direkter Abstammung zu den oben genannten und gezeigten Mahnbildern stehen. Die negativen Gegenbilder werden (heute) nicht mehr hergestellt und gezeigt, aber sie entstehen mehr oder weniger unwillkürlich in den Betrachtern. Als Pendantbilder.
Pendantbilder waren über lange Zeiten in der europäischen Bildergeschichte üblich.

In der Kunstgeschichtsschreibung wird kaum berücksichtigt, diese beiden Gemälde von C. D. Friedrich Pendant-Bilder waren.

Dies hatte Vorteile für Verkäufer und Bildhersteller – sie konnten zwei Bilder verkaufen. Die Käufer konnten ihre Zimmer symmetrisch einrichten (rechts und links vom Spiegel, vom Fenster, vom Kreuz im Herrgottswinkel &c.).

Pendantbilder in einem Herrgottswinkel

Die Bilder interpretierten sich gegenseitig – eine Interpretationsmaschine durch Bildvergleich.

Gegenbild

Wählen Sie ein Motivationsposter aus und erfinden Sie dazu ein Pendant, ein Gegenbild. Konzipieren Sie dieses Bild mit Hilfe verschiedener Skizzen und führen Sie wenigstens zwei Varianten aus.
Tipps:
Mit welchem Symbolen und Motiven arbeitet das Ausgangsbild? Wie werden die „Parallelen“ in Ihrem neuen Bild sichtbar?
Wie sind die formalen Mittel?
Entscheiden Sie sich, ob Sie diese kopieren oder ändern. Bedenken Sie auch bei der Komposition die entsprechenden „Gegenrichtungen“, wie sie etwa beim Morgen- und Abendgebet gegeben sind. Welches Licht verwenden Sie? Farbe, Kamerawinkel &c.?

Pendants

„Hierhin gehören auch die Pendants, in den deutschen Firmenkatalogen als Gegen- oder Seitenstücke angepriesen. Diese Pendants, die ursprünglich aus der barocken Innenraumgestaltung erwachsen waren, wo zu den beiden Seiten von Türen und Fenstern gleichmäßig das Wandbildgut verteilt wurde, bildeten nun eine konstante Hängegewohnheit. Ihr hatten sich die Künstler zu beugen, die von den Verlagen beauftragt wurden, zu einem sehr zugkräftigen Thema auch noch das entsprechende Gegenstück zu schaffen. Daß solche Auftragsarbeiten künstlerisch schwächer ausfielen, wird bei Vernet deutlich, der zu der erfolgreichen ‚Tigerjagd‘ nun eine ‚Elefantenjagd‘ hinzumalen mußte.“

Pieske, Christa (Bearbeitung), Bürgerliches Wandbild 1840 – 1920 (Ausstellungskatalog)- Populäre Druckgraphik aus Deutschland, Frankreich und England. Sammlung Dr. Christa Pieske, Lübeck, Kunstverein Göttingen, S.7

Erstveröffentlichung 4.7.2007