• Schülerinnen und Schüler tragen zur Forschung über Lehren und Lernen bei
  • Bilder in Schulbüchern analysieren
  • Alternativen zu Bildern in Schulbüchern entwickeln
  • Wissen mit Bildern kommunizieren
  • Das Bild der Welt  in Schulbüchern
  • Wissensposter herstellen
  • Mit anderen Fächern zusammenarbeiten
In den letzten Jahrzehnten haben die Bilder in Schulbücher in Zahl und Fläche stark zugenommen. Welche impliziten Botschaften und Weltbilder werden damit konzipiert? Wann sind Bilder glaubwürdig
Zwischen Lernerfolgen und der Verwendung von Bildern in Lehrbüchern gibt es einen engen Zusammenhang. Bilder unterstützen und fördern Lernen und Verstehen, oder sie erschweren es. Das weiß man seit langem. „Falsche“ Bilder bleiben oft im Gedächtnis hängen und sind schwer wieder los zu werden.
Bilder werden nicht immer optimal eingesetzt. Zum einen gehen Lehrerinnen und Lehrer im Unterricht nur äußerst selten auf die Bilder in den Lehrbüchern ein, zum anderen fehlt den Schülerinnen und Schülern oft das Wissen, wie sich Bilder zur Förderung des Lernens einsetzen lassen. Auch fordern die Texte in den Büchern relativ selten dazu auf, die Bilder als Lernhilfen oder Erkenntnisquellen zu nutzen. So hat die Untersuchung eines Sozialkundebuches in Schweden ergeben, dass von den 477 Arbeitsanregungen, die das Buch enthält, gerade mal zehn auf die 467 Bilder hinweisen. (Vgl. Petterson, Rune (o. J.) Trovärdiga bilder. Styrelsen för psykologiskt försvar, Stockholm, S.18)  Dies steht im krassen Widerspruch dazu, was die Bilder hinsichtlich der Rechte und vor allem der Reproduktion kosten.
Petterson zählt die zwölf häufigsten Ziele auf, die mit Bildern in Lehrbüchern verfolgt werden: Aufmerksamkeit schaffen und erhalten, Lernen erleichtern, zeigen, veranschaulichen, illustrieren, informieren, zusammenfassen, verdeutlichen, vermitteln, beleuchten und präsentieren. Neben den beabsichtigten Zielen kommunizieren Bilder leicht auch Botschaften, Bewertungen und Stellungsnahmen, an die der Sender nicht gedacht hat. Bilder in Lehrbüchern spiegeln oft die traditionellen Geschlechterrollen der Gesellschaft wider. (Petterson, S.17)
Sie nutzen ihr Potenzial für Erneuerungen und Veränderungen häufig nicht, sondern hinken der sozialen Realität eher noch hinter her. (Hinweis E. Richthammer)

Übungen

Die folgenden Übungen/Aufgaben regen dazu an, den Zusammenhang zwischen Lernen und Bildern mit dem Ziel zu bedenken, sie gezielt und effektiv für das Lernen zu verwenden.

Vier verschiedene Funktionen von Bildern, die in Zusammenhang mit Texten (Prosa) verwendet werden:

  1. darstellen: die Bilder verstärken die wichtigsten Momente im Text, sie sind redundant und erzählen die gleiche Geschichte wie der Text.
  2. strukturieren: die Bilder stellen einen Rahmen für den Text dar, sie geben ihm eine Struktur. Strukturierte Texte lassen sich leichter lernen.
  3. erklären: die Bilder erklären schwer verständliche Zusammenhänge/Gegenstände, die im Text behandelt werden.
  4. umformen: die Bilder stellen den Inhalt des Textes so dar, dass dieser leichter zu lernen ist.

(Nach Levin, J. R., Anglin, G. J. & Carney, R. N. (1987): On empirical validating functions of pictures in prose. in: D. M. Willows & H. A. Houghton (Hrsg.): The Psychology of Illustration: Vol. 1. Basic Research. New York (Springer-Verlag) referiert bei: Wærn, Yvonne, Pettersson, Rune, Svensson, Gary (2004): Bild och föreställing – om visuell retorik, Lund: Studentlitteratur, S. 186ff)

Aufgaben und Fragen
  • Untersuchen Sie Bilder in verschiedenen Lehrbüchern und versuchen Sie diese den entsprechenden Kategorien von Levin & alt. zuzuordnen.
  • Welche grafischen Mittel (Fotografie, Zeichnung, Diagramm) werden hier jeweils verwendet? Wie werden Farben eingesetzt?
  • Welche Darstellungsweisen werden dabei verwendet? (realistisch, abstrahierend, abstrakt, …)
  • Wie sind die Bilder in Relation zum Text und den Inhalten, auf die sie sich beziehen, platziert? Wie groß sind Sie?
  • Versuchen Sie zu bewerten, ob die jeweiligen Bilder ihrer Funktion gerecht werden.
  • Entwickeln Sie Alternativen zu einzelnen Bildern und deren Verwendung in den Büchern.
  • Strukturieren Sie einen Text mit Hilfe von Bildern so, dass er sich leichter verstehen und merken lässt.
  • Erklären Sie einen Sachverhalt mit Hilfe von Bildern. Vergleichen und diskutieren Sie Ihre Bilder mit Bildern anderer, die den selben Sachverhalt behandelt haben.
  • Formen Sie den Inhalt eines Textes, den Sie lernen, so in ein Bild um, dass Sie ihn besser lernen können. Vergleichen und diskutieren Sie Ihre „Lösung“ mit Lösungen anderer.
  • Beobachten Sie sich selbst, wie Sie mit Hilfe von Bildern lernen. Beobachten Sie, wie Lehrerinnen und Lehrer mit den Bildern in den Lehrbüchern umgehen. Wie oft werden sie verwendet?
  • Wie werden Bilder generell (also nicht nur die in Lehrbüchern) im Unterricht eingesetzt?
  • Wie glaubwürdig sind die Bilder, die in verschiedenen Lehrbüchern eingesetzt werden? Wie versuchen die Bilder Glaubwürdigkeit bei den Schülerinnen und Schülern (dem Publikum) zu gewinnen? Welchen Einfluss hat dabei die Machart (Fotografie, Zeichnung, Diagramm, Farben &.) der Bilder? Welchen Einfluss haben Menge und Größe?
  • Vergleichen Sie verschiedene Lehrbücher für ein und dasselbe Fach für denselben Jahrgang. (verschiedene Verlage, verschiedene Erscheinungsjahre)
  • Vergleichen Sie die Bilder in Lehrbüchern eines Faches für verschiedene Jahrgangsstufen.
  • Vergleichen Sie die Verwendung von Büchern eines Jahrgangs für verschiedene Fächer.
  • Welche Bilder bringen Sie dazu länger hinzuschauen? Welche Bilder überblättern Sie?
  • Welche Bilder finden Sie besonders informativ, welche besonders unterhaltsam? Welche Unterschiede bestehen zwischen Lehrbüchern unterschiedlicher Fächer?
  • Welche Bilder sind leicht, welche schwer verständlich?
  • Wie ist das Flächenverhältnis Bild-Text bei verschiedenen Fächern und in verschiedenen Jahrgängen?
  • Wie ist der Bildindex, d.h. die Anzahl der Bilder pro 100 Seiten? Wie hoch ist die Farbquote?
  • Wie hoch ist der Illustrationsgrad, d.h. wie viele der einzelnen Kapitel und Untereinheiten mit neuen Informationen sind mit Bilder illustriert?
  • An welche Bilder in Büchern früheren Klassen erinnern Sie sich besonders gut? Beschreiben/zeichnen Sie diese aus der Erinnerung, vergleichen Sie diese Ergebnisse dann mit den „Originalen“.
  • Welche (Schul)Bücher schätz(t)en Sie am meisten, welche am wenigsten? Überlegen Sie, womit dies zusammenhängt.
  • Alternativen zu Bildern: Suchen Sie zu Bildern in Schulbüchern ähnliche Bilder (Machart, Inhalt, Verwendung) – überlegen Sie, welche Bilder aus Ihrer Sammlung alternativ verwendet werden könnten, welche nicht. Begründen Sie Ihre Entscheidungen.
  • Wählen Sie Bilder aus den Lehrbüchern, die Sie momentan verwenden: Welches Bild gefällt Ihnen am besten? Welches Bild enthält die meisten Informationen? Welches Bild erklärt am besten? Welches Bild könnte wegfallen? Finden Sie Erklärungen für Ihre Urteile.
  • Welche Bilder finden Sie z.B. hinsichtlich der Geschlechterrollen für nicht mehr zeitgemäß? Suchen Sie dafür passende Alternativen. (E. Richthammer)
  • Untersuchungen zu Bildpräferenzen: Führen Sie bei jüngeren Schülerinnen und Schülern eine kleine Untersuchung zu den Fragen im Punkt vorher durch. (Fragebogen, Einzelinterviews)

Das Bild der Welt in Schulbüchern

Bilder in Lehrbüchern unterstützen das Lernen. Sie stellen die Welt dar und erzeugen oder bestätigen sie dadurch. Jede Darstellung ist eine Entscheidung gegen andere Möglichkeiten der Darstellung (Motive, Darstellungsweise, Medium, Größe, Farbe). Welche Welt wird wie in den Bildern dargestellt?

Fragen und Aufgaben
  • Welche Situationen / Motive werden in den Bildern dargestellt?
  • Wie ist das Zahlenverhältnis von weiblichen und männlichen Personen?
  • Bei welchen Tätigkeiten werden Männer, bei welchen Frauen gezeigt?
  • Welche Darstellungsweisen werden verwendet? (realistisch, abstrahierend, abstrakt, expressiv, comic-mäßig…)
  • Welche grafischen Mittel werden verwendet?
  • Wie groß sind die Bilder, wo befinden sie sich auf den Buchseiten?
  • Mit welchen grafischen Mitteln sollen die Lernenden für das Buch und seinen Inhalt gewonnen werden? Wie beurteilen Sie als Lernder/Lernende diese bildrhetorischen Strategien?
    (Logos – die LeserInnen werden durch Argumente angesprochen, Ethos – die LeserInnen werden von der Kompetenz der VerfasserIn/des Buches überzeugt, Pathos – die LeserInnen werden gefühlsmäßig angesprochen.)
  • Wie unterscheiden/gleichen sich die Bilder und deren Verwendung in verschiedenen Büchern (von verschiedenen Verlagen) im gleichen Fach?
  • Untersuchen Sie die Bilder mit Hilfe des Austauschtests (Kommutationstest).
    Man unterscheidet zwischen realistischen, suggestiven und schematischen Bildern, in welche Kategorie würden Sie die einzelnen Bilder einordnen.

Poster zum Wissen

Bildungsposter

Postergalerien bieten für die Ausstattung von Kinderzimmern Poster an, die das Lernen der Sprösslinge unterstützen. Untersuchen Sie die entsprechenden Beispiele und vergleichen Sie diese mit Schautafeln zum gleichen Thema, die in der Schule verwendet werden.
Entwickeln Sie eigene Poster, auf denen grundlegende Wissensinhalte verschiedener Fächer dargestellt werden. (Zentralperspektive, Stilgeschichte, Porträtzeichnen, Optik, Wärmelehre, Räuber-Beute-System, Französische Revolution…)
Achten Sie darauf, dass die Poster zum einen den Ansprüchen eines Kinder- oder Jugendzimmers zum anderen denen der dargestellten Inhalte entsprechen – richtig, cool, sachlich, dekorativ. Spielerisch könnten Sie diese Übung auch mit der „Gerade-noch-Methode“ lösen.
weitere Beispiele:

http://www.allposters.at/-st/Fuer-Schueler-Posters_c119700_.htmhttp://www.allposters.at/-st/Fuer-Grundschueler-Posters_c119699_.htm
http://www.allposters.at/-st/Fuer-Vorschulkinder-Posters_c119698_.htm
http://www.allposters.at/-st/Schaubilder-Posters_c84650_.htm
http://www.allposters.at/-st/Berufsplanung-Posters_c53018_.htm

Literatur

  • Hinkel, Hermann: LIEBE MUTTER, ‚WIRD FINSTER, ZÜND S‘ LÄMPLEIN AN, Sterotypen in Schulbüchern, Bilder- und Jugendbüchern, Comics; in: Ehmer H. K. (Hrsg.): Kunst/Visuelle Kommunikation – Unterrichtsmodelle. Gießen, Anabas-Verlag, 1976, S. 31-43